Alltägliche Besonderheiten

unser heutiger Bericht soll sich den alltaeglichen Besonderheiten Suedafrikas widmen. Viele verbinden mit Suedafrika Dschungel und Wildnis, wo Loewen auf der Strasse herumlaufen, die Wirklichkeit sieht jedoch viel europaeischer aus. Dennoch gibt es interessante Unterschiede.Arbeitseifer: Wir mussten Anfang Januar etwa einen Monat kalt duschen, da unser 200L-Boiler komplett durchgerostet war und die Afrikaner in ihrem Arbeitseifer eher relaxed sind. So dauerte es in der Tat einen Monat, um ein Ersatzgeraet aufzutreiben und zu installieren. Aufgrund der enormen Groesse des Boilers und seiner Platzierung auf dem Dachboden musste ein Teil des Daches abgedeckt und Dachbalken durchsaegt werden. Die Haeuser werden grundsaetzlich ebenerdig, ohne Unterkellerung und mit nur einem kleinem Dachboden gebaut.

Haushalt: Grundsaetzlich wird hier kein Muell getrennt. Nach unserem Aufenthalt in Spanien konnten wir damit relativ leicht umgehen, schwer faellt es uns jedoch, alte Batterien ueber den normalen Muell zu entsorgen.

Kochkuenste: Ines gebackene Kuchen sind stets ein wenig zu hart, was wohl an dem Mehl liegen muss, das irgendwie anders reagiert als in Europa. Es gibt zwar allerlei Sorten Joghurt und Sahne, Quark fuer Kaesekuchen kann man hier allerdings nicht auftreiben. Interessant ist, dass Wein anscheinend nicht als alkoholisches Getraenk zaehlt und es frei im Supermarkt erhaeltlich ist. Bier dagegen, mit viel weniger Alkoholgehalt, muss man in Bottle-Shops oder Liquor-Stores kaufen. Diese Shops haben leider nicht all zu lange geoeffnet und sind auch, im Unterschied zu den Supermaerkten, sonntags geschlossen. Sollte am Wochenende mal kein Bier mehr im Haushalt sein, dann hat man Pech gehabt, denn auch an der Tanke wird kein Alkohol verkauft!

Strassenverkehr: Einen Fuehrerschein zu machen ist einfach. Erstmal muss man einen einfachen theoretischen Test ablegen und darf fuer 6 Monate mit Begleitung (Eltern oder ein Freund mit Fuehrerschein) durch die Gegend brausen. Beim Motorradfahren darf man jedoch in den ersten 6 Monaten keinen Sozius mitnehmen. Nach dieser „Uebungszeitzeit” legt man den praktischen Test ab, der aus einer kurzen Fahrt um den Block besteht. Es ist also schon erschreckend, dass einige Leute auf der Strasse herumfahren, die den Verkehr erstmal „ausprobieren”. Erschreckend auch, dass viele Leute trotz enormen Alkoholkonsums mit ihren Autos nach Hause fahren, da oeffentliche Verkehrsmittel und Taxis nachts kaum genutzt werden. Auch gilt im Auto Anschnallpflicht, aber Passagiere auf den Ladeflaechen der Bakkis (lokal fuer „Pick-up”) zaehlen anscheinend nicht dazu.

Naja, und wie oben schon erwaehnt, laufen zwar keine Elefanten und Loewen auf der Strasse herum, kleine Affen, die die Strasse ueberqueren und auf Telefonleitungen herumturnen sind jedoch keine Seltenheit. Auch eine Schlange, ein Eichhoernchen oder einen Mongoose sieht man hin und wieder auf oder neben der Strasse.

Nachtleben: Von Steff, einer jungen Tenniskollegin von Ines, wurden wir beide auf eine Studentenparty eingeladen. Dort angekommen, keine Steff weit und breit. Dass man sich seine Getraenke selbst mitbringt hatte uns keiner gesagt. Wir kannten eigentlich Niemanden und waren auch 5-10 Jahre aelter als der Rest der Gaeste. Daher wurden wir von den uebrigen Partygaesten recht kritisch beaeugt und galten sicher als die „weirdos” des Abends. Ansonsten hatten wir dieses Wochenende ein gefuelltes Abendprogramm. Freitags waren wir bei Ines oesterreichischem Chef zum Grillen eingeladen, wo u.a. Profi-Ironmaenner zu Gast waren. Samstag wurden wir spontan vom Mountainbiker Bruce zum Lasagne-Essen mit anschliessendem naechtlichem Planschen in seiner Jacuzi (Whirlpool) eingeladen.

Sport: Grundsaetzlich sind die Suedafrikaner ein sportliches Voelkchen und muessen ihr Koennen stets in Wettkaempfen beweisen. Es gibt kein Wochenende ohne Triathlons, Marahthons, Radrennen, Mountainbike-Rennen, etc. Wir fahren nun auch fast taeglich auf unseren Rennraedern, um uns fuer die 108 km in Kappstadt vorzubereiten. Da wir ja eigentlich Mountain-Biker sind, wurden uns die Rennraeder freundlicherweise von Ines Firma zur Verfuegung gestellt. Hin und wieder fahren wir jedoch noch immer Mountainbike. Der gestrige Mountainbike Ausflug des Fattracks-Mountainbike-Club war als besonders einfach im Internet ausgeschrieben. Diese „easy” Fahrt, bei der alle Freunde herzlich eingeladen waren, entpuppte sich aber als technisch sehr anspruchsvoll und der Farbencode „green” bezog sich wohl nur auf die Natur. Dennoch hatten wir beide unseren Spass. Auch Ines nimmt mittlerweile fast jede Gelaendehuerde mit Leichtigkeit.

Des Weiteren sind Wassersportarten breit vertreten. Ines hatte heute ihre erste Surfstunde (Wellenreiten). Durch Ihre Erfahrungen im Windsurfen stand sie schon beim ersten Ritt auf der Welle. Der Lehrer war schwer beeindruckt. Es schien jedoch eher Glueck gewesen zu sein, denn nachfolgende Versuche endeten stets frueh im Wasser. Bjoern wartete unterdessen vergeblich auf mehr Wind, damit er seine erste Stunde im Kite-Surfen antreten koenne, heute wehte jedoch ausnahmsweise nur ein laues Lueftchen in unserer „Windy City”.

Reisen: Wir haben festgestellt, dass Suedafrikaner im Vergleich zu Europaeern weniger in andere Laender reisen. Das mag an den hohen Kosten liegen, den suedlichsten Zipfel Afrikas zu verlassen. Es gibt allerdings auch im Land schon genug zu unternehmen, unser Unternehmungsdrang daher noch immer ungebremst. So waren wir vergangenes Wochenende wieder im Baviaanskloof, diesmal mit zwei Motorraedern und Morne, ein Arbeitskollege von Bjoern. Nachdem wir ueber 100 km Offroad gefahren waren, kuehlten wir uns im Wild-Schwimmbad ab. Auf der Heimfahrt hatten wir einen Platten und der Reifenreparaturschaum, den wir dabei hatten, stopfte das Loch leider nicht. Somit musste Morne unsere liegen gebliebene KTM mit seinem Bakki und Anhaenger bergen.

Bjoern war Mitte Januar fuer eine Woche zu einer Auftragspraesentation in Deutschland. Auch hier kaempft er nach wie vor um Auftraege. Ines hat waehrenddessen ihre sportlichen Aktivitaeten ausgedehnt und geht nun 3 mal die Woche ins Fitnessstudio, 2 mal die Woche Rennrad fahren, 2 mal die Woche Tennis spielen und am Wochenende Mountainbiken oder Rennrad fahren. Die restliche Zeit verbringt sie in ihrem Traumjob, dem organisieren sportlicher Events. Sie ist rundum gluecklich. Mit dem Ironman-Team verbrachte sie ein Wochenende im Kariega, einem herrlich schoenen privaten Game-Park.

Bjoern hat es geschafft, drei Teams (insgesamt neun Leute) fuer den von Ines organisierten Corporate Triathlon bei Siemens zu rekrutieren. Mit Roland Herfurth von Siemens VDO in Regensburg, der zu der Zeit zu Besuch sein wird, stellt „Siemens Automotive” gar das einzige internationale Corporate-Team bei dieser Auftakt-Veranstaltung zum drei Tage spaeter stattfindenden richtigen Ironman (http://www.satriathlon.co.za/news_article.asp?id=9).

Letzte Woche sind Bjoerns Eltern angereist. Nach vier Tagen in PE haben sie sich bereits im Mietwagen auf den Weg Richtung Kappstadt begeben und werden in ca. 14 Tagen wieder bei uns eintreffen. Wir sind gespannt, welche Erfahrung sie machen.

Somit sommerliche Gruesse aus Suedafrika.